„Wege der Selbstorganisation im Quartier – eigentümlich, eigenständig, eigensinnig“

Workshop 03 der Herbstakademie 2017: „Wege der Selbstorganisation im Quartier – eigentümlich, eigenständig, eigensinnig“

 Der aktiven Beteiligung und dem selbstbestimmten Engagement von Bürgerinnen und Bürgern kommt in der Quartiersarbeit ein hoher Stellenwert zu. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf dem Aufbau von selbstorganisierten Gruppen und Netzwerken. Erfahrungen in der Praxis zeigen, dass die Entstehung von selbstorganisiertem Engagement keinen Selbstläufer darstellt.

Der Workshop beschäftigte sich mit folgenden Fragen:

  • Was versteht man unter Selbstorganisation?
  • Welche Rahmenbedingungen braucht es?
  • Wie kann die Entstehung von selbstorganisierten Aktivitäten in der Praxis gefördert werden?

Die Kennenlern-Runde zu Beginn wurde verknüpft mit einem Buchstabenpuzzle zur Fragestellung „Was verbinde ich mit Selbstorganisation?“ Danach gab es einen kurzen Impuls zum Themenfeld „Selbstorganisation“. Fragestellungen waren dabei:

  • Welche Formen und Stufen von Partizipation gibt es?
  • Was versteht man unter selbstorganisierten Gruppen und Netzwerken?
  • Welche Phasen von Selbstorganisation durchlaufen Gruppen?

Im Mittelpunkt des Workshops stand das Kennenlernen der Methode „Ideen-Domino“, einem  effektiven Verfahren, um in Gruppen, Ideen zu spinnen, Mitstreiter/innen zu gewinnen und selbstorganisierte Aktivitäten zu entwickeln. Das Verfahren wurde im Rahmen eines kleinen Planspiels erprobt. Dafür schlüpften die Teilnehmer/innen in die Rolle von Senior/innen im 3. Lebensalter, die zu einer Informationsveranstaltung gekommen waren, um gemeinsam mit anderen, selbstorganisierte Aktivitäten im Stadtteil zu entwickeln.

Methodische Schritte „Ideen-Domino“

  1. Herzenswünsche formulieren: Was würde ich gerne mit anderen gemeinsam in der nachberuflichen Lebensphase machen, initiieren, ausprobieren?“ Die TN schreiben 1-2 Herzenswünsche auf eine Metaplankarte.
  2. Domino: Eine Teilnehmer/in stellt ihren Herzenswunsch vor und legt diesen in den Kreis auf den Boden. Die TN mit einem dazu passenden Herzenswunsch legt daran an. Das Verfahren geht solange weiter, bis alle TN ihre Karten vorgestellt und im Domino untergebracht haben.
  3. Bildung von Aktivitätsgruppen: Innerhalb des Dominos entstehen auf diese Weise Gruppen mit ähnlichen Herzenswünschen und Ideen für Aktivitäten. In einem dynamischen Einigungsprozess werden daraus Themenfelder für Aktivitätsgruppen festgelegt. Die Teilnehmenden ordnen sich entsprechend ihrer Wünsche, einer Gruppe zu.
  4. Aktivitätsgruppen entwickeln für ihren Bereich erste Ideen und Schritte, was gemacht und wie es angepackt werden könnte. Diese werden im Plenum vorgestellt. In der Praxis verabreden Aktivitätsgruppen häufig für tiefergehende Planungen ein weiteres Treffen.

Der Workshop wurde mit einer Blitzlichtrunde abgeschlossen.

Hinweise und Erfahrungen

Das Ideen-Domino eignet sich für eine Gruppengröße von max. 20 Teilnehmer/innen, da sonst die dynamischen Prozesse zu unübersichtlich und zu zeitintensiv sind. Aufgrund des kurzen Zeitrahmens wurden die einzelnen Schritte im Planspiel stark komprimiert. In der Praxis wird dafür mehr Zeit benötigt. Für einen erfolgreichen Einsatz muss die Methode an die inhaltlichen und organisatorischen Bedingungen vor Ort angepasst werden (z.B. Ziele, Inhalte, Gruppengröße).

Vorteil der Methode ist, dass innerhalb kurzer Zeit ein kreativer Raum entsteht, in dem Ideen entwickelt werden können. Es ist wichtig, dass die Leitung sich auf das Moderieren beschränkt. Sie darf keine inhaltlichen Ideen einbringen, weil das die Entwicklung von Selbstorganisation der Teilnehmenden stört. Um im weiteren Verlauf die Entwicklung von konkreten Aktivitäten zu fördern, ist – falls von den Gruppen gewünscht – ein Unterstützungsangebot durch den Träger hilfreich, z.B. Raum, Treffpunkt, Ansprechperson.

Weitere Methoden u.a. zur Förderung von selbstorgansierten Aktivitäten finden sich auf der Homepage des Landesbüros für altengerechte Quartiere.

Impulsgeber/innen:

  • Susanne Konzet, ProjektWerkstatt Seniorenbildung in Bonn
  • Michael Cirkel, Altengerechte Wohnquartiere NRW

Susanne Konzet ist Geschäftsführerin der ProjektWerkstatt Seniorenbildung in Bonn. Die ProjektWerkstatt Seniorenbildung führt Fort- und Weiterbildungen für hauptberufliche und freiwillige Mitarbeiter/innen in der gemeinwesenorientierten Seniorenarbeit durch, entwickelt innovative Konzepte für Seniorenprojekte, unterstützt und berät Projektteams in der Umsetzung. Inhaltliche Schwerpunkte sind Bürgerschaftliches Engagement, Bürgerbeteiligung, Lebendige Nachbarschaftsarbeit, Netzwerkarbeit und Projektmanagement.

Michael Cirkel ist Mitarbeiter des Forschungsschwerpunktes „Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität“ am Institut Arbeit und Technik und Mitarbeiter des Landesbüros altengerechte Quartiere NRW mit den Schwerpunkten: alternde Gesellschaft, Seniorenwirtschaft und Quartiersentwicklung.

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Letzte Aktualisierung: 6. Dezember 2017

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