ChatGPT und CO: KI-Tools für die tägliche Arbeit mit Senior:innen

Gastbeitrag von Christian Müller, sozial-pr

Im Rahmen unseres Themenmonats 06/2023 und des Digitaltags leitete Christian Müller ein Web-Seminar zum Thema KI-Tools. Ein ähnlicher Workshop fand auch auf der diesjährigen Frühjahrsakadamie statt. Im folgenden Gastbeitrag finden Sie eine ausführliche Dokumentation der im Web-Seminar vorgestellten KI-Tools und die zugehörige Präsentation zum Download.


Tools, also Software-Werkzeuge, die mit Künstlicher Intelligenz, kurz KI, arbeiten, sind aktuell in allen Medien vertreten. ChatGPT, Midjourney und viele andere Angebote sind immer wieder zu lesen.Je nach Sichtweise der Autorinnen und Autoren sind diese KI-Tools entweder die Lösung aller Probleme oder eine große Gefahr für Arbeitsplätze und Menschen. Die Wahrheit ist, wie so oft, nuancierter.

Im Rahmen des Digitaltags 2023 haben sich das Team des Forum Seniorenarbeit NRW und das Team von sozial-pr gemeinsam drei zentralen Fragen gewidmet:

  1. Was können KI-Tools?
  2. Wofür eigenen sich KI-Tools?
  3. Wie lassen sich KI-Tools in der Praxis nutzen?

In diesem Artikel dokumentieren wir vom sozial-pr Team die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Webinar.

Was können KI-Tools (heute)?

Um die Möglichkeiten der KI-Tools verstehen zu können ist es zunächst wichtig, die dahinterliegende Technologie zu verstehen. Keine Sorge, dafür braucht es keine mathematischen und technischen Kenntnisse. Es reicht, wenn die Prinzipien verstanden sind.

Da im Webinar unser Fokus auf Text-Tools lag, konzentrieren wir uns auch in diesem Artikel darauf.

Die heutigen KI-Text-Tools basieren auf so genannten LLMs, was für Large Language Modells steht. Es sind übersetzt also große oder riesige Sprachmodelle.

Diese Bezeichnung hat ihre Wurzeln in zwei Aspekten der Modelle. Erstens in der gewaltigen Zahl an Textinhalten, mit denen die Modelle trainiert wurden. Was genau bedeutet gewaltig? Einem Artikel des BBC Science Journals (https://www.sciencefocus.com/future-technology/gpt-3/) nach wurde das Modell von ChatGPT, einem der bekanntesten Tools aktuelle, mit 570 Gigabyte an Textdaten oder 300 Milliarden Wörtern, trainiert. Eine beeindruckende Zahl.

Der zweite Aspekt: Es geht primär um Sprache. Das bedeutet, auch wenn das manche KI-Apologeten nicht gerne hören, dass die aktuellen KI-Text-Tools sehr gut darin sind, die Sprachbausteine mehr oder weniger sinnvoll zusammenzusetzen. So entsteht eine, oft sehr überzeugende, Simulation menschlicher Sprache.

Beide Aspekte sollen die technische Leistung bei der Entwicklung der KI-Tools keinesfalls schmälern. Sie zeigen jedoch auch, dass die aktuellen KI-Tools …

  • … nicht (mit)denken.
  • … nicht im menschlichen Sinne kreativ sind.
  • … keine Persönlichkeit haben oder eigene Ideen entwickeln.

Es sind hoch entwickelte Werkzeuge, aber keine virtuellen Persönlichkeiten, keine Kolleg:innen und keine mitdenkenden Partnerinnen und Partner.

Aktuelle KI-Tools können uns bei der Erstellung von Texten und textbasierte Inhalten unterstützen – und das sehr gut. Sie nehmen uns jedoch, glücklicherweise (?), nicht das Denken ab oder können die menschliche Kreativität ersetzen.

Wofür eignen sich KI-Tools?

Die textfokussierten KI-Tools, über die wir in diesem Artikel schreiben, eigenen sich unserer Erfahrung nach für die folgenden Anwendungsfälle:

  • Brainstorming und Ideenentwicklung zu bestimmten Themen
  • Rechercheeinstieg für neue Themen und Fachgebiete
  • Erste Entwürfe für verschiedene Textarten
  • Optimierung und Korrektur bestehender Texte
  • Als Sparringspartner:innen, um den eigenen Schreibstil zu verbessern
  • Die Erstellung von Briefings für Texter:innen und Grafiker:innen
  • Die schnelle Entwicklung erster Versionen und Prototypen

Bei den beiden letzten Punkten weichen wir ein wenig von unserem eingangs deklarierten Fokus auf Text-Tools ab und greifen auch auf das Text-zu-Bild-Tool von Canva.com zurück, das mithilfe von KI Bilder auch Textbeschreibungen generieren kann.

Alle genannten Anwendungsfälle haben drei Gemeinsamkeiten:

  1. Wir nutzen keine von KI-Tools generierten Inhalte in finalen Texten und Produkten.
  2. Jedes Ergebnis von KI-Tools wird von Menschen geprüft und überarbeitet.
  3. Wir setzen KI-Tools bewusst als Werkzeuge ein, machen unsere Arbeit und uns selbst jedoch nicht von ihnen abhängig. Sollte eine Tool ausfallen, legt das unsere Arbeit nicht lahm.

Diese Grundsätze haben wir für uns und unsere Arbeit für Kund:innen aufgestellt. Es steht Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, natürlich frei, diese zu ignorieren. Es sind Tipps, keine Gebote.

Wie lassen sich KI-Tools in der Praxis nutzen?

Um KI-Tools für Ihre eigene Arbeit und Kommunikation zu nutzen, ist es wichtig, die Funktionsweise zu verstehen. Den Ausgangspunkt für die Erstellung von Inhalten bildet ein so genannter Prompt.

Ein Prompt ist der Text, und künftig auch die Bilder, die Sie dem KI-Tool als Anweisung geben. Hier gilt: Je besser der Prompt, desto besser und passender das Ergebnis.

Ein guter Prompt sollte auf jeden Fall die folgenden Informationen enthalten:

  • Das Thema des zu generierenden Textes
  • Medium, in dem Text veröffentlicht wird (Blog, Brief, Pressemiteilung etc.)
  • Länge und Umfang des Textes
  • Kontext, Hintergrundinformationen und relevante Daten
  • Perspektive und „Persönlichkeit“, mit der der Text verfasst werden soll
  • Hinweise zu Stil und formalen Vorgaben (bspw. Sie oder Du, gendern oder nicht gendern etc.)

Je nach verwendetem Werkzeug müssen diese Informationen entweder alle im Prompt formuliert werden oder können über Auswahlfelder und Vorgaben in der Oberfläche des Werkzeugs ausgewählt werden.

Apropos Werkzeuge: Diese haben wir uns im Webinar am Digitaltag 2023 angeschaut. Alle Werkzeuge sind kostenlos nutzbar. Benötigt eine Funktion die Bezahlvariante, erwähnen wir es explizit.

  • ChatGPT
  • Neuroflash
  • DeeplWrite
  • Perplexity.ai
  • Canva Text-zu-Bild

Bei Neuroflash und DeeplWrite handelt es sich um deutsche Unternehmen, die unserer Erfahrung nach etwas mehr auf Datenschutz achten als mancher US-Anbieter. Neuroflash nutzt zwar auch das Sprach- und KI-Modell von ChatGPT, hat dieses jedoch stark für das Schreiben von Texten optimiert.

Hier die KI-Tools und Ihre Funktionen in Kurzversion.

ChatGPT

ChatGPT ist das bekannteste Tool in unserer Liste. Ein KI-basierter Chat-Bot, bei dem Sie Fragen oder Anweisungen eingeben und Antworten in Echtzeit erhalten können. In der kostenpflichtigen Variante gibt es inzwischen auch Plugins, mit denen Sie ChatGPT mit anderen Diensten, unter anderem auch mit anderen Online-Diensten, verbinden können.

Dennoch ist ChatGPT nach wie vor keine Suchmaschine! Wir setzen es selten ein, dann jedoch für das Brainstorming von Ideen oder als Sparringsparnter:in um die Formulierung von Ideen zu optimieren.

Wichtig: Überprüfen Sie immer alle Quellen, die ChatGPT Ihnen nennt! Das Tool liefert keine Links und erfindet teilweise Quellen, die es gar nicht gibt.

Neuroflash

Das Werkzeug nutzt zwar das Modell ChatGPT, hat es aber spürbar auf das Schreiben und die Entwicklung von Texten optimiert. Neuroflash ist in unserer Arbeit das meist genutzte KI-Tool.

Wir setzen es für Brainstorming, die Formulierung von Entwürfen aus Stichpunktlisten, erste Ideen, die Themenfindung und andere Anwendungsfälle ein. Auch bestehende Texte lassen wir ab und an von Neuroflash optimieren.

Wenn Sie sich über unseren Neuroflash Link anmelden erhalten Sie, auch in der kostenlosen Version, 10.000 zusätzliche Wörter zu Ihrem Freikontingent. Wir erhalten diese ebenfalls. Es entstehen keine Kosten für Sie.

Perplexitiy.ai

Im Gegensatz zu ChatGPT handelt es sich bei Perplexity um ein Recherche-Tool. Perplexity greift für Suchanfragen auf verschiedenen Suchmaschinen und Datenbanken zurück.

Der Clou: Perplexity generiert nicht nur Treffer und eine Zusammenfassung der Inhalte, sondern liefert auch die Links zu den Quellen mit. Sie können sich diese also im Original anschauen und sich sicher sein, dass Ihnen keine erfundenen Quellen präsentiert werden.

DeeplWrite

Neuroflash kann Texte optimieren, doch wenn wir unseren eigenen Schreibstil verbessern wollen, nutzen wir dafür DeeplWrite. Deepl ist grundsätzlich als hervorragendes Übersetzungswerkzeug bekannt.

DeeplWrite konzentriert sich jedoch auf die Verbesserung von Texten. Sie können sich Vorschläge und Alternativen für ganze Sätze oder einzelne Wörter anzeigen lassen. Wenn Sie diese Schritt für Schritt durchgehen, kann das als Reflexionsanlass dienen, die eigenen grammatikalischen und stilistischen Gewohnheiten zu überdenken.

Canva Text-zu-Bild

Wenn Sie nach KI-Tools zur Bilderstellung suchen, werden Sie schnell auf Midjourney stoßen. Das Tool ist mächtig, jedoch auch komplex. Einen einfacheren Einstieg, wenn auch nicht so fotorealistische Ergebnisse, bietet das Text-zu-Bild-KI-Tool von Canva.

Canva lohnt sich als Online-Grafik-Werkzeug ohnehin, wenn Sie ab und an Grafiken für Flyer, Rundschreiben, Aushänge, Social Media oder Blogs erstellen wollen.

Mit dem KI-Tool können Sie auch Bilder erzeugen lassen. Ein Hinweis (keine Rechtsberatung): Wir setzen diese Bilder nur mit dem Hinweis „Bild generiert durch die Canva KI“ und nur in unkritischen Kontexten ein.

Für dauerhafte Printprodukte oder ähnliches nutzen wir sie nicht, da grundlegende Lizenzfragen bei KI-generierten Bildern nicht geklärt sind.

Arbeiten mit KI-Tools

Um zu verdeutlichen, wie wir diese Tools in unserer Arbeit nutzen und kombinieren, haben wir einen typischen Arbeitsablauf in diesem Video zusammengefasst.

Die Prompts und Ergebnisse der Beispiel-Themen aus dem Webinar haben wir in diesem PDF-Dokument für Sie aufbereitet.

Wenn Sie sich selbst an die Arbeit mit KI-Tools machen wollen, haben wir abschließend drei Hinweise für Sie:

  1. Probieren Sie verschiedenen Werkzeuge aus, legen Sie sich schlussendlich jedoch auf eines pro Anwendungsfall fest. So viele Tools wie nötig, so wenige wie möglich sollte die Devise sein.
  2. Prüfen Sie sehr kritisch, ob und bei welchen Aufgaben Ihnen die KI-Werkzeuge, nach der ersten Einarbeitung, wirklich Zeit sparen.
  3. Nutzen Sie KI-Werkzeuge als Unterstützung, machen Sie sie jedoch nie zu einem unverzichtbaren Teil Ihrer Arbeit. Verlassen Sie sich nicht zu sehr auf die Werkzeuge und arbeiten Sie hin und wieder auch ohne. Sonst verkümmern eigene Fähigkeiten.

Haben wir Ihr Interesse an KI-Tools geweckt? Haben Sie Fragen zum Thema? Dann freuen wir uns über Ihre Kommentare, gerne auch per E-Mail an workshop@sozial-pr.net

Foto:Tara Winstead | Pexels

Letzte Aktualisierung: 24. Oktober 2023

Teile diesen Beitrag: