Dokumentation der Frühjahrsakademie 2020 #Unterstützung in der Nachbarschaft

Die Dokumentation der Frühjahrsakademie 2020 Facetten bürgerschaftlichen Engagements älterer Menschen in Nachbarschaftsarbeit und Nachbarschaftshilfe wird nach und nach in einzelnen Beiträgen veröffentlicht. Hier finden Sie den ersten Teil der Dokumentation.

Impulsvortrag: Begegnung und Unterstützung in der Nachbarschaft – Bedeutung und Chancen für ältere Menschen

Frau Prof. Dr. Rosenkranz bot den thematischen Einstieg in die Frühjahrsakademie 2020, indem sie die unterschiedlichen Facetten von Nachbarschaftsarbeit und -Hilfe beleuchtete und darlegte. In ihrem Impuls ging sie besonders auf die Zielgruppe der älteren Menschen und die Potenziale sowie Grenzen der Nachbarschaftsarbeit vor Ort ein

Die Basis für ihre Ausführungen lieferten die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichen Studie Unterstützung in der Nachbarschaft – Struktur und Potenzial für gesellschaftliche Kohäsion, geleitet von Frau Prof. Dr. Fromm und Frau Prof. Dr. Rosenkranz. Im Rahmen ihrer Forschung werden insbesondere informelle Nachbarschaftshilfen betrachtet, die nicht durch Dritte bzw. mithilfe von Institutionen organisiert sind und in privater Form erbracht werden.

(Ein Beitrag zu den Studienergebnissen wurde ebenfalls Anfang des Jahres im Magazin ProAlter veröffentlicht.)

Einleitend beschrieb Frau Prof. Dr. Rosenkranz die Entwicklung der Gesellschaft bzw. den gesellschaftlichen Wandel und die damit einhergehenden Konsequenzen, dass das Privatleben der Menschen heterogen ausfällt und die Bedeutung von lokalen Netzwerken weiter zunimmt.

Insgesamt wurden folgende Ergebnisse vorgestellt und erläutert:

  • Nachbarschaftsbeziehungen allgemein

In diesem Zusammenhang wurde deutlich gemacht, dass die Zufriedenheit in der eigenen Nachbarschaft nicht zwangsläufig auch bedeutet, dass man die Nachbarn gut kennt. Weiter ist ein geringer Kontakt zu den Nachbar*innen oft dem Mangel an Gelegenheiten, ihnen zu begegnen oder in Kontakt zu kommen, geschuldet.

  • Bedeutung von Nachbarschaft in den sozialen Netzwerken

Wenn Menschen in ihrem Alltag Unterstützung und Hilfe erfahren, wird diese in der Regel von Freund*innen oder der Familie erbracht und erst nachrangig durch Nachbar*innen. Dies bedeutet, dass bevorzugt Hilfe von Menschen, zu denen man in einem engeren Kontakt bzw. Verhältnis steht, angenommen wird. Wird die Gruppe derer betrachtet, die von Nachbar*innen unterstützt werden, handelt es sich hierbei insbesondere um hochaltrige Menschen.

  • Womit helfen Nachbarn einander?

Ob Menschen in der Nachbarschaft Hilfe leisten, wird stark von räumlichen und zeitlichen Gelegenheitsstrukturen beeinflusst. Die nachbarschaftlichen Hilfen, die am meisten angenommen werden, sind

  • das Annehmen von Paketen,
  • das Blumengießen und
  • das Erhalten von Informationen oder Ratschlägen.
  • Bedingungen für das Erbringen und Annehmen von Nachbarschaftshilfe

Nachbarschaftliche Hilfe wird erbracht, wenn diese nicht zu aufwendig ausfällt. Dies ist für die erbringende sowie die Hilfe-empfangende Person von Bedeutung. Nachbarschaftliche Hilfe wird in der Regel nur dann angenommen, wenn die dadurch entstehenden Umstände für die erbringende Person nicht sehr groß sind.

  • Das Potenzial für Nachbarschaftshilfe in Nürnberg

Das Potenzial für nachbarschaftliche Hilfe in Nürnberg ist groß; zukünftig wären sogar noch mehr Menschen bereit zu helfen, insbesondere der Gruppe der älteren Menschen.

  • Stärkung der Nachbarschaft durch die Kommune

Kommunen können nachbarschaftliche Hilfe insbesondere stärken, indem

  1. Orte und Anlässe der Begegnung,
  2. Hilfsangebote für ältere Menschen,
  3. Rahmenbedingungen der Nachbarschaftshilfe und
  4. Stadtteilbezogene Informationen und Anlässe

gefördert und verbreitet werden.

  • Informelles und institutionalisiertes Engagement

Ein Großteil der Personen, die Hilfe erbringen, engagieren sich informell und würden ihre Unterstützung wahrscheinlich selbst gar nicht als Engagement bezeichnen. Viele von denen, die sich noch nicht engagieren, würden dies zukünftig ändern, wenn das Engagement zeitlich begrenzt ist, den eigenen Interessen entspricht und nicht zu umfänglich ausfällt.

Fazit: Was kann Nachbarschaft leisten und was nicht?

Als Fazit beantwortet Frau Prof. Dr. Rosenkranz auf Basis ihrer gesammelten Erfahrungen und Ergebnisse die Frage, was Nachbarschaft leisten kann und was nicht. Sie stellt fest, dass nachbarschaftliche Hilfen und Unterstützungen die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung bzw. den gesellschaftlichen Wandel nicht vollständig ausgleichen kann. Nichtsdestotrotz kann Nachbarschaft einen von mehreren Bausteinen darstellen, der im Alltag von Menschen wichtig ist. Zu berücksichtigen ist, dass nachbarschaftliche Netzwerke und Hilfen nur dann gut funktionieren, wenn sie freiwillig und ohne Zwang gestaltet werden.

Präsentation als pdf-Datei

Bildergalerie

Kurzvita Prof. Dr. Doris Rosenkranz

Prof. Dr. Doris Rosenkranz ist Sprecherin der Hochschulkooperation Ehrenamt, Vorstand der Zukunftsstiftung Ehrenamt Bayern und Mitglied der Sachverständigenkommission der Bundesregierung für den Zweiten Engagementbericht. Sie lehrt und forscht an der Technischen Hochschule Nürnberg zu Bürgerschaftlichem Engagement und Freiwilligenmanagement.

Seit vielen Jahren berät sie Verbände und Kommunen praxisnah zu strategischen Fragen des Ehrenamts sowie zur Gründung von Nachbarschaftshilfen und Seniorengenossenschaften.

Weiteres zur Frühjahrsakademie

Gesamte Dokumentation der Frühjahrsakademie 2020 (wird kontinuierlich ergänzt)

Informationen rund um die Frühjahrsakademie des Forum Seniorenarbeit NRW

 

Letzte Aktualisierung: 7. April 2020

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