Das war der Fachtag 2022 – Rückblick auf den Tag

Engagement in der Senior:innenarbeit digital stärken – Von der Gewinnung über die Begleitung bis zur Anerkennung

„Total leckerer Cappucino“ sowie „Neue Kontakte und einen schönen Netzwerktag“. Diese beiden Aussagen von zwei Teilnehmenden des Fachtags auf die Frage, was Sie von der Veranstaltung mitnehmen, beschreiben sehr gut die Emotionen der ersten größeren Präsenzveranstaltung des Forum Seniorenarbeit seit langer Zeit. Es hat gutgetan, alte Gesichter wiederzusehen sowie neue Kontakte zu knüpfen und sich gleichzeitig zu einem aktuellen Thema in der Senior:innenarbeit auszutauschen.

Denn neben guter Verpflegung und einem Raum zum Netzwerken bot der Fachtag 2022, mit dem Titel „Engagement in der Senior:innenarbeit digital stärken“, ein abwechslungsreiches Programm aus vier Impulsvorträgen und einer Podiumsdiskussion.

Mit der Veranstaltung gaben wir Impulse, wie ehrenamtliches bzw. bürgerschaftliches Engagement mit digitalen Instrumenten unterstützt und begleitet werden kann. Ein Thema, das insbesondere durch die Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat.

Eröffnung des Tages und spielerische Annäherung an das Thema

Thomas Hauberichs, Leiter des Referats Altenpolitische Infrastruktur, Teilhabe im Alter des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen eröffnete den Tag mit einer mutmachenden Botschaft.

Anschließend stellte Daniel Hoffmann ein Quiz für Digital-Lots:innen vor, das im Rahmen der Online-Zusammenarbeit der Netzwerke in den Regierungsbezirken entstanden ist. In dem Quiz werden grundlegende Fragestellungen aufgegriffen, die in den Gruppen vor Ort als Anregungen für Diskussionen oder als Selbstlernmaterialien dienen können. Das Quiz steht online für alle zur Verfügung und wurde unter einer CC-Lizenz veröffentlicht. Gleichzeitig diente das Quiz als Beispiel, wie die Online-Zusammenarbeit zu einem bestimmten Projekt in einer Gruppe gestaltet werden kann.

Impulsvorträge

Die darauffolgende Impulsrunde wurde von Marco Kunert mit seinem Vortrag Impuls I: „Konzepte und Tools zur digitalen Begleitung Engagierter vor Ort“ eröffnet. Ziel des Vortrags war es darzulegen, an welcher Stelle kleine bis mittelgroße Teams aus haupt- und ehrenamtlichen Akteur:innen durch digitale Tools unterstützt werden können und wie diese Unterstützung konkret aussehen kann. Dazu haben wir uns an gängigen Herausforderungen orientiert, die im Rahmen des Freiwilligenmanagements bzw. der Freiwilligenkoordination an die koordinierende Person gestellt werden. Von der Gewinnung über die Koordinierung und Begleitung bis hin zur Anerkennung.

forum-seniorenarbeit.de

Dr. Simon Jegelka stellte in dem zweiten Vortrag Impuls II: Gewinnung von Ehrenamtlichen am Beispiel der App VoluMap dann ein konkretes Tool vor. VoluMap ist eine Engagement-Plattform, die durch Suchmasken- bzw. -filter sowie mithilfe einer Karte beim so genannten Matching unterstützen möchte. Matching meint das Suchen und Finden von Engagement oder Engagierten. Zusätzlich erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in die Entstehungsgeschichte sowie den Hintergrund der Plattform und Möglichkeiten für Kommunen die Plattform in die eigene Arbeit zu integrieren.

volumap.de

Nach dem zweiten Impulsvortrag wurde den Teilnehmenden in der Mittagspause Zeit gegeben, um ausgiebig in den Austausch untereinander zu gehen, ihr Netzwerk zu erweitern und die Vorteile einer Präsenzveranstaltung zu genießen. Gleichzeitig waren alle Teilnehmenden eingeladen, ein Video-Statement zu ihrem Engagement abzugeben und damit Teil unseres Videos zum Bürgerschaftlichen Engagement zu werden. Der Stimmenfang wurde durchgeführt von Lara Sommer, AWO Bielefeld.

Als nächstes stand der Impulsvortrag von Dr. Kirsten Kemna Impuls III: Begleitung von ZWAR-Gruppen per Videokonferenz und App auf dem Programm. Die Teilnehmenden erhielten einen praxisnahen Einblick in die verschiedenen Angebote zur digitalen Begleitung, die den Mitgliedern von ZWAR-Gruppen geboten werden. Zusätzlich wurden erste Einblicke in die neu entwickelte ZWAR-App geboten, die unterschiedlichste Komponenten einer digitalen Begleitung an einem Ort vereint.

zwar-ev.de

Der vierte und letzte Vortrag unseres Fachtags Impuls IV: Verbandsübergreifende lokale Vernetzung am Beispiel von HumHub wurde von Stefan Zollondz, AWO Bielefeld präsentiert. Die Teilnehmenden erhielten einen anschaulichen Einblick in die Social Networking Software. Neben den Funktionsweisen der Plattform, wurde darüber berichtet, wie HumHub von der AWO Bielefeld genutzt wird und welche Möglichkeiten der Übertragbarkeit gegeben sind. HumHub bietet als selbst-gehostete Plattform vielseitige Möglichkeiten des Netzwerkens und der digitalen Zusammenarbeit.

Podiumsdiskussion

Das Finale unseres Tages war eine Podiumsdiskussion zum Stand und Perspektiven der Digitalisierung in der gemeinwesenorientierten Seniorenarbeit mit folgenden Teilnehmenden:

Edeltraut Krause, Landesseniorenvertretung NRW
Lisa Heite, Generationennetz Gelsenkirchen e.V.
Daniel Hoffmann, Forum Seniorenarbeit NRW/KDA
Jörg Marx, Stadt Mülheim an der Ruhr/LaS NRW
Stefan Zollondz, AWO Kreisverband Bielefeld e.V.

Neben der ein oder anderen privaten Anekdote aus dem Bereich Digitalisierung wurden u.a. folgende Fragen thematisiert und aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet:

  • Welche Rolle spielt Digitalisierung in der Senior:innenarbeit?
  • Welchen Mehrwert bietet die Digitalisierung für ältere Menschen?
  • Welche Rolle spielen Ehrenamtliche in digitalen Projekten mit älteren Menschen?
  • Wie sieht die Begleitung in solchen Projekten aus – insbesondere die Begleitung von Engagierten?

Klar wurde, dass die Themen Digitalisierung und ältere Menschen insbesondere vor der Corona-Pandemie nicht unbedingt zusammen gedacht bzw. zusammengebracht wurden. In der Vergangenheit wurde die Notwendigkeit bzw. der Mehrwert digitaler Anwendungen und Techniken für ältere Menschen nicht (immer) erkannt. Dies hat sich insbesondere in den letzten Jahren deutlich anders gezeigt: Digitale Werkzeuge waren und sind insbesondere auch für die Zielgruppe der älteren Menschen in den Bereichen Information, Kommunikation und Vernetzung mehr als relevant geworden. Aus der Perspektive der Kommune gibt es eine Vielzahl von relevanten Themen, insbesondere in der Daseinsvorsorge. In der Diskussion wurde deutlich, dass die Digitalisierung zukünftig nicht mehr als einzelner Baustein, sondern viel mehr als Querschnittsthema, in andere Arbeitsfelder und Themenbereiche integriert, zu betrachten ist.

Wenn wir die Zielgruppe der älteren Menschen in den Fokus nehmen, wird schnell klar, dass „digitale Themen“ keine Selbstläufer sind. Es braucht unterschiedliche Begegnungsräume und entsprechende Angebote, um ältere Menschen an die Digitalisierung heranzuführen. Hier ist eine vielfältige Angebotslandschaft mit unterschiedlichen Formaten zwingend notwendig, um den verschiedenen Bedarfen der Zielgruppe gerecht zu werden. Jüngere Generationen fühlen sich eher von digitalen Themen angesprochen. Dies ist insbesondere auch im Bereich des Engagements sichtbar, welches eine wesentliche Säule der Senior:innenarbeit darstellt. Wenn es um die Gewinnung von Engagierten für Projekte mit digitalen Themen geht, sind jüngere Engagierte schneller gefunden. Die Begleitung von (älteren) Engagierten in diesen digitalen Projekten ist besonders wichtig. Es treten neue Fragestellungen auf, die beantwortet werden müssen. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass auch seitens der hauptamtlichen Personen Unsicherheiten in digitalen bzw. technischen Fragen vorherrschen. Hier bedarf es entsprechender Begleitung und Schulung. Ähnlich wie in allen anderen Engagementfeldern ist klar zu sagen, dass es Ehrenamt ohne Hauptamt nicht geben kann und soll. Alle Teilnehmenden der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass digitale Techniken genutzt werden können, um soziale Teilhabe zu ermöglichen, jedoch nicht aus einem Selbstzweck heraus einen Mehrwert versprechen. Es bleibt ein Themenfeld mit einigen Herausforderungen, bietet aber zugleich auch viele Möglichkeiten für die Zukunft.

Abschluss der Veranstaltung

Zum Abschluss der Veranstaltung moderierte Christine Freymuth einen digitalen Stimmenfang. Den Teilnehmenden wurde die Möglichkeit gegeben, mithilfe eines digitalen Tools noch einmal auf die Veranstaltung zurückzublicken.

Dokumentation der Veranstaltung

Im Anschluss an die Veranstaltung erhielten die Teilnehmenden eine digitale Tagungsmappe mit sämtlichen Informationen zur Veranstaltung, Präsentationen zu den Impulsen sowie Fotos des Tages.

Eine ausführliche, öffentliche Dokumentation mit allen genutzten Materialien, Präsentationen und Ergebnissen werden wir im Rahmen des Themenmonats 12/2022 veröffentlichen.

Angebote des Forum Seniorenarbeit

Weitere Vernetzungsmöglichkeiten, Impulse und fachlichen Austausch organisieren wir im Rahmen unserer Netzwerktage in den Regierungsbezirken von Mitte Oktober bis Ende November. Neue Teilnehmende sind herzlich willkommen, eine Anmeldung ist allerding notwendig.

Auch in der Frühjahrsakademie 2023 (29. und 30. März 2023, Bonn) erwarten Sie spannende Impulse und kreative Ideen aus anderen Bereichen des Sozialwesens – seinen Sie gespannt! Weitere Informationen erhalten Sie rechtzeitig auf unserer Website.

Teile diesen Beitrag: