Ein Projekt mit vielfältigen Aufgaben für ältere Menschen entwickelt sich
Beim Lesen des Titels „Wie PiA laufen lernte“ denkt man wahrscheinlich an ein kleines Mädchen, welches stolpernd die ersten Schritte im Leben macht und fragt sich „Was hat das mit Seniorenarbeit zu tun?“. Doch bei PiA handelt es sich nicht um ein Kleinkind in den ersten Lebensjahren, sondern um das Projekt „Partizipation im Alter“.
Der Vergleich mit den ersten Gehversuchen, die einen manchmal auch zum Stolpern bringen können, ist dann wiederum gar nicht so weit her geholt. Zu Beginn von neuen Projekten und in der Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlern ist es eine große Herausforderung, eine gemeinsame Gangart zu finden.
Im Rahmen des Projektes PiA – Partizipation im Alter hat die Stadt Gladbeck Seniorinnen und Senioren aktiviert, sich an der Gestaltung ihres Lebensraumes zu beteiligen und mitzubestimmen. Mit Hilfe von schriftlichen Umfragen, Stadtteilkonferenzen, Runden Tischen und Marktaktionen wurde der Kontakt zu den Anwohnern aufgebaut, um so Bedürfnisse und Ideen zu erfragen und hieran gemeinsam zielorientiert zu arbeiten.
Der Workshop stellte PiA vor und ging besonders auf den Aufbau des Netzwerkes als wesentliche Grundlage einer funktionierenden trägerübergreifenden Arbeit ein. Ein wichtiger Bereich des Projektes war auch die Aktivierung von Ehrenamtlichen, um die erarbeiteten Ideen umzusetzen. Ziel des Workshops war es, den Teilnehmer Ideen und Erfahrungen mitzugeben, die bei der Umsetzung eigener Projekte helfen sollen.
PiA fand von 2007 – 2013 im Stadtteil Gladbeck-Zweckel statt. Ziel war die Entwicklung eines integrativen Gesamtkonzeptes unter aktiver Einbindung der älteren Menschen im Stadtteil.
Bevor dieses Ziel erreicht werden konnte, war es wichtig, mit den Bürger/-innen ins Gespräch zu kommen.
Hier konnten die Workshopteilnehmer/-innen diskutieren und ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Als wichtigste Methoden wurden Stadtteilkonferenzen, Runde Tische, Marktaktionen, Stadtfeste und Aufrufe in der örtlichen Presse erarbeitet. Es stellte sich heraus, dass ein wichtiger Punkt für die Akzeptanz solcher partizipativen Projekte der Rückhalt und die Unterstützung aus Politik und Verwaltungsspitze ist. Gerade zu Beginn solcher Projekte sollte zum Beispiel der Bürgermeister Einladender sein und örtliche Anbieter einbezogen werden.
Im Rahmen diverser Veranstaltungen wurden die Bedürfnisse der Zweckelerinnen und Zweckeler gesammelt: Was fehlt im Stadtteil? Was kann verbessert werden? Wie möchte ich wohnen? Wie möchte ich meine Freizeit verbringen? Dies und einiges mehr waren Fragen, die aufkamen.
Schnell stellte sich heraus, dass viele verschiedene Bereiche betroffen waren, sodass unterschiedliche Handlungsfelder erarbeitet wurden. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, die die Wünsche genauer definiert und Lösungsvorschläge erarbeitet haben.
Je nach Handlungsfeld waren unterschiedlichste Parteien aktiv. Hier wurden alle mit einbezogen, Bürger/-innen, Einzelhändler, der örtliche Sportverein, Wohnungsgesellschaften, Wohlfahrtsvereine, Kirchen etc., denn schnell war klar, dass viele Ziele nur gemeinsam erreicht werden können.
Um die Qualität der Arbeit und die Umsetzung durch die zuständigen Stellen sicherzustellen, war es erforderlich, ein Netzwerk aufzubauen.
Dass dies nicht unkompliziert ist, war den meisten Workshopteilnehmer/-innen bereits aus dem eigenen beruflichen bzw. ehrenamtlichen Umfeld bekannt.
Verschiedene Aspekte im Hinblick auf ein Netzwerk sind zu berücksichtigen. Im Workshop wurden gemeinsam folgende Themen erarbeitet:
Definition
Ein Netzwerk ist eine Gruppe von Menschen, die durch gemeinsame Ansichten, Interessen o. Ä. miteinander verbunden sind. (Quelle: Duden)
Entstehung
Ein Netzwerk kann zufällig durch häufige gemeinsame Kontakte entstehen. Für die planmäßige Entstehung eines Netzwerkes sollte jedoch eine Person/ Institution federführend Kontakte knüpfen und Auftaktveranstaltungen organisieren.
Teilnehmer
Je nach Themenschwerpunkt macht es Sinn, unterschiedliche Personen/ Institutionen in das Netzwerk einzubinden. Dies können Verwaltung, Wohlfahrtsvereine, Sportvereine, Einzelhändler, Seniorenbeirat, Behindertenbeirat, interessierte Bürger/- innen und vieles mehr sein.
Nutzen
In einem Netzwerk profitieren alle von den entstandenen Kontakten. Oft entwickeln sich hieraus auch langfristige Kooperationen und Zusammenarbeiten.
Finanzierung
Für die reine Erstellung eines Netzwerkes fallen kaum Kosten an. Für die Durchführung eines Projektes und die Umsetzungen der Ideen und Wünsche können Kosten in unterschiedlicher Höhe anfallen. Hier ist die finanzielle Unterstützung durch die aktiven Netzwerkteilnehmer möglich. Diese besteht in jedem Fall aus der eingesetzten Arbeitskraft und einer eventuell mietfreien Nutzung von Büroräumen, kann aber auch darüber hinausgehen. In jedem Fall empfiehlt sich die Suche nach Sponsoren, oder auch nach Fördermitteln z. B. der Ministerien.
Treffpunkt
Ideal wäre, wenn ein fester Treffpunkt geben sein könnte. Hier würden die „offiziellen“ Treffen stattfinden, aber später auch zum Beispiel gewünschte Kaffeerunden, Fortbildungen, Erzählcafés und mehr.
Verantwortlicher
Damit ein Netzwerk und der damit verbundene Kontakt auch langfristig bestehen bleibt, sollte es einen Hauptverantwortlichen geben. Dieser sorgt für regelmäßige Einladungen, Datenpflege und sammelt Informationen und Anliegen an einer zentralen Stelle. Erfahrungen haben gezeigt, es ist zweckmäßig, dass der oder die Verantwortliche aus dem Bereich der hauptamtlichen Mitarbeiter einer Verwaltung oder Organisation kommt, da hierdurch auf umfangreichere Ressourcen zurückgegriffen werden kann
Austausch
Ein Netzwerk funktioniert nur, wenn der regelmäßige Austausch gesichert ist. Dies kann bei konkreten Einzelaktionen, aber auch bei gemeinsamen Treffen erfolgen, die dazu dienen, über den aktuellen Stand der Entwicklung zu berichten.
Konflikte
Wie in jedem zwischenmenschlichen Kontakt gehören auch Konflikte zu der Arbeit in einem Netzwerk. Unterschiedliche Interessen können die produktive Arbeit erschweren und sollten möglichst sachlich geklärt werden.
Geduld/ Beharrlichkeit
In jedem Fall ist bei der Entwicklung und Fortführung eines Netzwerkes Geduld und Beharrlichkeit gefordert.
Anfangs ist die Zeit, die in den Aufbau des Netzwerkes gesetzt wird, für alle Beteiligten eine zusätzliche Belastung, die erst nach einiger Zeit ihre Früchte trägt.
Zur Autorin:
Ines Biernath ist Sachgebietsleiterin der Seniorenberatung der Stadt Gladbeck.
Kontakt:
Stadt Gladbeck, Amt für Soziales und Wohnen
Seniorenberatung
Friedrichstr. 7
45964 Gladbeck
Telefon: 02043/992431
Telefax: 02043/991505
Ines.Biernath@Stadt-Gladbeck.de
Letzte Aktualisierung: 24. November 2014
- In loser Folge: Digitale Dokumentation der 3. Herbstakademie
- „Diese Tagung ist nicht zu toppen!“
- Programm der 3. Herbstakademie
- Übersicht über die Workshops
- Begrüßung Heike Nordmann, Kuratorium Deutsche Altershilfe
- Partizipation im Alter – Wie PiA laufen lernte (Stadt Gladbeck)
- Miteinander und nicht gegeneinander spielen – Im Gespräch mit dem Erkrather Stegreiftheater impromix
- Körper und Geist gehören eng zusammen, beider Wohlbefinden bedingen einander
- Starthilfe für Bürgerengagement (Stadt Wuppertal)
- „Wann hat man schon mal die Möglichkeit, ein eigenes Thema in solch einer großen Veranstaltung zu platzieren?“