Was bedeutet ehrenamtliches Engagement vor Ort in den Städten und Gemeinden? Und wie können Menschen mit Behinderung daran teilhaben und mitgestalten? Dies waren zwei zentrale Fragestellungen des Fachtages „Ehrenamt vor Ort”, der im Rahmen der Bildungsreihe „Inklusion konkret –Besser gemeinsam!” im September stattfand.
Dazu eingeladen hatten die Kooperationspartner Gold-Kraemer-Stiftung und Stiftung Wohlfahrtspflege NRW nach Frechen in das Tagungs- und Begegnungszentrum der Stiftung. „Das Ehrenamt ist ein zentraler Teil unserer Bürgerschaft und ein Qualitätssiegel für unsere Demokratie. Deshalb gehen wir aktiv auf vielfältige Weise auf die Bürgerinnen und Bürger in NRW zu, um immer mehr Menschen zu gewinnen, sich für das Gemeinwesen zu engagieren”, so Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt der NRW-Landesregierung in ihrer einführenden Rede. Mit der „Ehrenamtstour NRW” ist die Landesregierung seit Anfang September in über 54 Kreisen und Städten unterwegs.
Mit Dr. Serge Embacher vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement referierte ein ausgewiesener Fachmann aus Berlin zu den Chancen und Herausforderungen über neue Beteiligungsmöglichkeiten aller Bürgerinnen und Bürger. „Wir brauchen eine lebendige Partizipation aller Menschen im Land. Unsere Gesellschaft, insbesondere unser eigenes unmittelbares Lebensumfeld, entwickelt sich nicht in den Rathäusern oder Amtsstuben alleine.
Es entwickelt sich durch eine solidarische Nachbarschaft im Sinne einer verantwortungsbewussten und kooperativen Demokratie“, so Serge Embacher, der an die Adresse aller politischen Mandatsträger auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene einen deutlichen Appell richtete, den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern immer auf Augenhöhe zu führen. Hier fehle es aber immer wieder an Bewusstsein und Mut.
Als Vertreter der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen sprach sich Henning Baden dafür aus, dass die Verantwortlichen in den örtlichen Freiwilligenagenturen oder Ehrenamtsbörsen ihre Angebote und Beratungsgespräche von vorne herein zum Beispiel für Menschen mit Behinderung öffnen. „Wir lernen immer mehr, dass Ehrenamt keine Einbahnstraße ist, bei der ältere Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Behinderung ausschließlich Empfänger sind.
Jeder Mensch hat Fähigkeiten, die er in aller Regel auch gerne einsetzt. Hier müssen wir die Angebote nicht von den Organisationen her denken, sondern von demjenigen, der freie Zeit investieren möchte. Die Vorsitzende der NRW-Landesarbeitsgemeinschaft Stephanie Krause ergänzte, dass Wünsche und Erwartungen aller Beteiligten von Anfang an klar kommuniziert werden müssten. „Ehrenamt braucht klare Strukturen, die zum einen Orientierung und zum anderen ein transparentes Qualitätsmerkmal aufzeigen.“
Für die Gold-Kraemer-Stiftung unterstrich der Fachgeschäftsführer Dr. Volker Anneken die zentrale Forderung, Menschen mit Behinderung aktiv in alle ehrenamtlichen Strukturen einzubinden. „Wir wollen als Stiftung die Expertise aller interessierten und engagierten Menschen einbinden und fördern. Damit fördern wir zugleich auch die inklusive Entwicklung in Quartieren unserer Städte und Gemeinden.
Für die Tagungsteilnehmer bot der Fachtag auch die Gelegenheit, sich mit Fragen und Erfahrungen miteinander auszutauschen. Kritof Klitzer, Geschäftsführer des Seniorenzentrums St. Elisabeth in Frechen-Königsdorf berichtete über die Entstehung eines Kräutergartens unter Vermittlung der Ehrenamtsbörse Frechen. „Wenn wir die Wünsche unserer Bewohner und die Wünsche ehrenamtlich engagierter Leute zusammenbringen wollen, müssen wir offen sein und zuhören können. Dann entsteht ein belastbares Fundament, das am Ende allen eine echte Perspektive und Lebensfreude bietet.
Mehr Informationen finden Sie auf der Seite der Gold-Kraemer-Stiftung.
(Quelle Text und Bild: Gold-Kraemer-Stiftung)
Letzte Aktualisierung: 12. September 2019