Workshop 06 der Herbstakademie 2017: „Die Babyboomer kommen!“
Hintergrund
Die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre werden älter und zunehmend zur Zielgruppe der Seniorenarbeit. Dass stellt unseren Bereich vor viele Fragen und Herausforderungen, die im Workshop offen diskutiert wurden.
Wo steht Ihr?
Der Workshop wurde in zwei Runden durchgeführt. Die hier dargestellten Ergebnisse bilden eine Synthese aus beiden Workshoprunden.
Zu Beginn sollten sich die Teilnehmenden im Rahmen einer Soziometrie zu folgenden Aussagen im Raum positionieren („Stimme zu“ – „Stimme nicht zu“):
- „Ich gehöre zu den Babyboomern“: Hier wurde bereits deutlich, dass der Begriff „Babyboomer“ nicht eindeutig definiert ist und sehr unterschiedlich interpretiert wird.
- „Die zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen, die mit der Generation Babyboomer einhergehen, sind groß“: Hier wurde angemerkt, dass Herausforderungen nicht zwingend mit Problemen gleichzusetzen sind. Es gehe eher um die Frage nach der Gestaltung der Herausforderungen. Dennoch sahen die meisten Teilnehmenden große Herausforderungen auf uns zukommen.
- „Als Gesellschaft sind wir gut auf diese Herausforderungen vorbereitet“: Hier zeigten sich die Teilnehmenden primär skeptisch und stimmten der Aussage eher nicht zu.
- „In der eigenen Arbeit habe ich mich mit der Generation Babyboomer bereits intensiv auseinandergesetzt und Maßnahmen ergriffen“: Auch diese Aussage wurde überwiegend verneint.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde folgte ein Impulsvortrag durch Christian Pälmke von der Landesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros NRW. In diesem wurden wissenschaftliche Erkenntnisse zur Skizzierung und Einordnung der Generation Babyboomer (allgemeine Unterschiede zur Elterngeneration, Berufs- und Familienleben sowie Bildungsverläufe) vorgestellt. Als Babyboomer können grob die Geburtenjahrgänge zwischen 1955 und 1969 gefasst werden. Die Babyboomer unterscheiden sich deutlich von der Elterngeneration durch vielfältigere Lebensverläufe, z.B. im Hinblick auf diskontinuierliche Erwerbsverläufe oder variierende/ausbleibende Familiengründungen. Es zeigte sich abschließend, dass die meisten Kommunen sich kaum mit den zukünftigen Herausforderungen einer quantitativ stärker beanspruchten Versorgungsstruktur sowie der Frage der qualitativen Ausrichtung der Seniorenarbeit auseinandergesetzt haben. Vor diesem Hintergrund wurde in eine offene Diskussion übergeleitet.
Ehrenamt zwischen Tradition und Vielfalt
Neben dem Impuls bildeten die von den Teilnehmenden „mitgebrachten“ Fragen die Diskussionsgrundlage. Dominant waren zwei Fragestellungen: 1. Wie können wir Babyboomer im Rahmen der Seniorenarbeit erreichen (Zugänge)? 2. Wie muss sich das Ehrenamt entwickeln um attraktiv zu bleiben?
Zu diesen Fragen wurde in der Diskussion mit der Notwendigkeit einer Neuausrichtung des Ehrenamts geantwortet. Darunter wurden vor allem folgende Aspekte gefasst:
- Offene und flexible Strukturen schaffen, bei gleichzeitiger Orientierung durch klare Rahmenbedingungen
- Themenbezogene und zeitlich begrenzte/projektbezogene Aufgaben
- Unterstützung von an konkreten Interessen orientierten und selbstorganisierten Ehrenamtsformen sowie die
- Aufrechterhaltung bestehender Strukturen wie „Schützenvereine“, die auch weiterhin die Bedarfe vieler Menschen treffen.
Somit ist der Vielfalt in der Generation der Babyboomer mit vielfältigen Angebotsformen zu begegnen. Dabei sind die regionalen Rahmenbedingungen und Lebensweisen zu berücksichtigen.
Finanzielle Anreizsysteme?
Angesichts des prognostizierten Anstiegs der Altersarmut, müsse das Ehrenamt sich zudem mit finanziellen Anreizsystemen beschäftigen, so die Aussage einer Teilnehmerin. Denn die Bedarfe nach zusätzlichen Einkommen im Alter könnten in Zukunft steigen und ein ehrenamtliches Engagement zugleich erschweren. Der Idee finanzieller Anreize im Ehrenamt wurde in der Diskussionsrunde zum Teil widersprochen und dabei auf die bewährten Strukturen und Ausrichtungen des Ehrenamts in Deutschland verwiesen. Dabei wurde auch die Sorge der „Verdienstlichung des Ehrenamts“ geäußert. Eine nicht-monetäre Form der Anerkennung wären dagegen Ausgleichssysteme (Zeitkonten), die im Sinne des Gebens und Nehmens funktionieren (z.B. 1 Stunde Ehrenamt = 1 Stunde Unterstützung in eigenen Angelegenheiten).
Die lebendigen und intensiven Diskussionen in beiden Workshoprunden verdeutlichten, dass trotz der Vielfalt innerhalb der Babyboomergeneration übergeordnete Fragen an die Seniorenarbeit gestellt sind und antworten erfordern. Der demografische Wandel ist dabei „nur“ eine Feststellung und kein Problem an sich. Dagegen kann die Seniorenarbeit für sich Chancen identifizieren und darauf basierend altersgerechte Rahmenbedingungen gestalten.
Impulsgeber: Christian Pälmke (Landesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros NRW)
Moderation: Helena Hahn (Leitstelle „Älter werden in Ahlen“)
Zur Internetseite der Landesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros NRW
Zur Internetseite der Leitstelle „Älter werden in Ahlen“
Alle Beiträge der Dokumentation der Herbstakademie 2017
Letzte Aktualisierung: 4. Dezember 2017