„Stolpersteine halten Erinnerung lebendig. Doch Datenquellen sind weitgehend erschöpft. Muss sich das bürgerschaftlich-ehrenamtliche Projekt neu erfinden?“

Workshop 14 der Herbstakademie 2017: „Stolpersteine halten Erinnerung lebendig. Doch Datenquellen sind weitgehend erschöpft. Muss sich das bürgerschaftlich-ehrenamtliche Projekt neu erfinden?“

Karin Richert vom „KunstDenkmal Stolpersteine“, Köln, stellte das Stolperstein-Projekt in seiner zunächst deutschen, inzwischen jedoch europaweiten Dimension vor.

Das Stolperstein-Projekt wurde von dem Kölner Künstler Gunter Demnig als Kunst-Projekt für Europa in den 90er Jahren ins Leben gerufen. Die Steine sollten an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, indem vor den letzten freigewählten Wohnstätten Gedenktafeln aus Messing in das Pflaster eingelassen werden. Die ersten Steine wurden 1996 in Berlin noch illegal verlegt, inzwischen liegen sie an 1099 Orten in Deutschland und 20 europäischen Ländern.

Manfred Kehr stellte den aktuellen Stand der Stolpersteinverlegung in Ahlen vor. Ahlen, eine mittelgroße westfälische Stadt, hatte wie nahezu alle deutschen Städte vergleichbarer Größe bis zum Krieg eine jüdische Gemeinde. Die allermeisten Gemeindemitglieder wurden deportiert und ermordet, einige emigrierten frühzeitig, anderen gelang die Flucht. Zwei (oder drei) Personen kehrten nach dem Krieg zurück, heute lebt in Ahlen keine Person mehr, die sich zum jüdischen Glauben bekennt. Andere namhafte Opfergruppen, die in Ahlen mit Stolpersteinen geehrt werden, sind politisch Verfolgte sowie Zeugen Jehovas.

Die WorkshopteilnehmerInnen kannten das Stolperstein-Projekt, jedoch weniger aus der aktiven ehrenamtlichen Beteiligung an der Erinnerungsarbeit als aus der Wahrnehmung örtlicher Angebote. Das folgende Gespräch war demzufolge wenig zielgerichtet und orientierte sich im Wesentlichen an den in den einzelnen Diskussionsbeiträgen angesprochenen Themen. Folgende Themen kamen zur Sprache:

  • Rolle, Wert und Schwierigkeiten von Erinnerungsarbeit in der heutigen Zeit;
  • Pädagogische Aspekte;
  • Erinnerungsarbeit im europäischen Vergleich;
  • Erhebung von Daten weiterer Opfergruppen: Homosexuelle, Roma/Sinti, Euthanasieopfer …
  • Ehrenamt und Hauptamt in der Erinnerungsarbeit;
  • „Deutschland nach der BT-Wahl“;

Der Workshop hatte fünf Teilnehmende, davon hatten sich nur zwei im Vorfeld dafür angemeldet. Die Gesprächsatmosphäre war freundlich und anregend, Diskussionsergebnisse, Zielformulierungen etc., gab es keine.

ImpulsgeberInnen: Karin Richert, „KunstDenkmal Stolpersteine“, Köln/Berlin; Manfred Kehr, Leitstelle „Älter werden in Ahlen“

Alle Beiträge der Dokumentation der Herbstakademie 2017

 

Letzte Aktualisierung: 30. November 2017

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