Digitalkonferenzen – mehr als nur Videokonferenzen und Breakout-Rooms

Nachbericht zum Web-Seminar

Im Rahmen der digitalen Woche führten wir ein Web-Seminar mit dem Titel „Digitalkonferenzen – mehr als nur Videokonferenzen und Breakout-Rooms“ durch und schauten auf Videotechniken – und entsprechende Veranstaltungsformate – der Zukunft. Innerhalb dieser digitalen Ideenbörse wurden bisherige Anwendungsbereiche und Formate von Videokonferenzen besprochen, Erweiterungen von Videokonferenzen vorgestellt und gemeinsam ein Blick in die Zukunft gewagt, welche Szenarien in der eigenen Arbeit mit älteren Menschen genutzt werden könnten.

In Zeiten der Corona-Pandemie hat Video-Kommunikation an Bedeutung gewonnen. Video-Konferenzen sind fast nicht mehr wegzudenken und werden auch in Zukunft eine Bedeutung behalten.

Auf der anderen Seite wurden aber auch die Grenzen deutlich. Viele Anbieter auf dem Markt haben sich darangesetzt, das Erlebnis Video-Konferenz aufzuwerten und gehen neue Wege, insbesondere für Großveranstaltungen. Es werden um die Konferenzen herum neue Szenarien kreiert, die Vernetzung ermöglichen und die Teilnehmenden auch über den Moment hinaus miteinander verbinden.

Wir stellten im Rahmen dieses Web-Seminars mehrere internationale Dienste und Beispiele vor, die einen Blick in die Zukunft von Videokonferenzen, -kongressen und -seminaren ermöglichen, derzeitige Hürden zeigen, aber auch Chancen und neue Erlebnisräume eröffnen.

Zu Beginn der Veranstaltung sammelte die Gruppe Vor- und Nachteile digitaler Formate. Auf der Pro-Seite stand insbesondere der Wegfall der An- und Abreise und die Möglichkeit, sich kurzfristig auszutauschen. Im Gegensatz dazu wurden einige Aspekte gesammelt, die bei der Durchführung von Veranstaltungen im digitalen Raum fehlen, z.B. der bilaterale Austausch an der Kaffeemaschine und soziale Austausch der Teilnehmenden untereinander. Dazu bieten sich viele Ablenkungsmöglichkeiten, wie beispielsweise das Aufpoppen einer E-Mail oder die Vorbereitung des nächsten Termins. Insgesamt wurde deutlich, dass es sowohl Vor- als auch Nachteile bei analogen, digitalen und auch hybriden Formaten gibt.

Nach diesem ersten Erfahrungsaustausch wagten wir einen Blick auf die technische Umsetzung und diskutierten den Transfer auf den eigenen Arbeitsalltag.

Es ist anzumerken, dass der „aktuelle Stand“ von digitalen Techniken und Systeme nicht lange aktuell ist, da auf eine Neuerung die nächste folgt. Zudem gibt es eine Vielzahl an digitalen Möglichkeiten, die innerhalb des Seminars nur exemplarisch angerissen wurden. Zu den betrachteten Systemen zählten u.a. Veertly, Jitsi-Admin und die Integration von Jitsi in Moodle. Hierbei handelt es sich um Techniken, die bereits ausprobiert und deren Beschreibung somit um eigene Erfahrungswerte ergänzt werden konnten.

Techniken

Veertly

Screenshot VeertlyVeertly ist eine Software, die genutzt werden kann, um digitale Großveranstaltungen wie beispielsweise Kongresse oder Netzwerkveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen durchzuführen. Eine Besonderheit stellt die Netzwerkarbeit durch mögliche Video-Chats zwischen den Teilnehmenden dar. Zudem gibt es ein Plenum sowie feste und variable Räume. Alle oder auch einzelne Teilnehmende können durch die Administrator*innen in unterschiedliche Räume geleitet werden. Die Nutzung erfolgt über den Browser. Die Oberfläche stellt ein gradliniges und nicht verspieltes Design dar, welches durch die Administrator*innen stark individualisierbar ist. Erwähnenswert ist, dass der Anbieter in der Schweiz sitzt und die Systemsprache (zumindest) für die Nutzenden deutsch ist.

Wir nutzen dieses System in der Vergangenheit, um unseren ersten digitalen Fachtag „Netzwerke kompakt – voneinander lernen und miteinander interagieren“ durchzuführen.

Veertly-Website

Jitsi-Admin

Screenshot Jitsi-AdminDer Jitsi-Admin bietet die Möglichkeit, Veranstaltungen und die entsprechende Anmeldung zu organisieren. Vorstellbare Kontexte sind Bildungsveranstaltungen, Schulen und Klassen, Teammeetings oder Termine für Einzelberatungen.

Eine Besonderheit des Jitsi-Admins liegt in der komfortablen Teilnehmendenverwaltung (z.B. automatisierte Erinnerungen und Termineinträge, Mail im Nachgang). Darüber hinaus greift der Jitsi-Admin auf einen beliebigen Jitsi-Server (eigene Instanz möglich) zu.

Im Gegensatz zu Veertly liegt die Besonderheit des Jitsi-Admins nicht darin, eine einzelne Großveranstaltung zu organisieren und durchzuführen, sondern in der einfachen Verwaltung und Organisation von (mehreren) Veranstaltungen mit einer häufig geringeren Teilnehmendenzahl, auch wenn diese nicht begrenzt ist.

jitsi-admin.de

Jitsi als Moodle-Integrationen

Screenshot Moodle-IntegrationSofern Sie eine eigene Moodle-Plattform nutzen oder darüber nachdenken, eine solche zukünftig einzusetzen, kann die Integration von Jitsi interessant sein. Jitsi ist als Moodle-Integration möglich und stellt somit eine erweiterte Möglichkeit der Kommunikation für Communities und Schulen dar. Als Moodle-Integration kann jeder beliebige Jitsi-Server genutzt werden.

Die Integration in die bestehende Lernplattform Moodle ermöglicht die Nutzung in den Moodle-Kursraum sowie den Kalender. Es sind terminierte und offene Treffen innerhalb des Kurses möglich. Die Nutzenden können auch untereinander einfach und spontan per Videokonferenz kommunizieren.

Weitere Informationen zum Plugin auf moodle.org

Beispiel-Website: forum-lernen.de

Darüber hinaus wurden Systeme vorgestellt, die für weitere Formate nutzbar sind, u.a.

  • Keynotes und Vorträge,
  • Podiumsdiskussionen,
  • Networking,
  • Parallele interaktive Sessions,
  • Tagungen,
  • Workshops,
  • Poster-Sessions und
  • Eventplanung für Feste und Großveranstaltung.

Die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der einzelnen Techniken liegen in unterschiedlichen Besonderheiten bzw. Funktionen begründet.

Einige Systeme legen den Fokus auf das Netzwerken zwischen den Teilnehmenden, andere ermöglichen einen Austausch und ein Mitwirken über den eigentlichen Veranstaltungszeitraum hinaus.

Hier unterschiedet sich häufig das Design sowie die Möglichkeit, das System nicht nur per Browser, sondern teilweise auch als App für Android und Apple zu nutzen. Es gibt Systeme mit einem eher gradlinigen Design, andere orientieren sich eher an Computerspielen im Sinne der „Gamification“ (Deutsch: Spielifizierung). Viele der vorgestellten Systeme mit Sitz in den USA sind unseres Wissens nach nicht DSGVO-konform und werden aus diesem Grund an dieser Stelle nicht detaillierter dargestellt.

Es herrscht Einigkeit darüber, dass einiges der „Digitalisierung“ bleiben wird, anderes nicht. Einige Chancen analoger Veranstaltungen bzw. Treffen sind digital nicht abbildbar, sodass der echte zwischenmenschliche Kontakt nicht ersetzt werden kann. Vielleicht ermöglichen hybride Veranstaltungsformate zukünftig beides zugleich. Diejenigen, die aufgrund bestimmter Barrieren nicht können und nicht möchten, werden digital teilnehmen, andere vor Ort. Gerade Menschen mit bestimmten Einschränkungen, wie beispielsweise im Bereich der Mobilität, können von digitalen Formaten profitieren. Gleichsam gibt es besondere Bedarfe, die eine digitale Teilnahme im ersten Schritt erschweren. Auch diese müssen in unseren digitalen bzw. hybriden Formaten berücksichtigt und entsprechend unterstützt werden.

Insgesamt schätzten die Teilnehmenden die zukünftige Nutzung digitaler Techniken in der Senior*innenarbeit als realistisch ein. Sie gehen davon aus, dass die Digitalisierung auch in der nächsten Zeit eine Rolle spielen und sich weiterentwickeln wird. Einigkeit herrschte darüber, dass der digitale Schub im Zuge der Corona-Pandemie nicht ohne dieselbige stattgefunden hätte. Eine Stimme gab an, dass zu den derzeitigen und auch zukünftigen Herausforderungen beim Technikeinsatz in der Senior*innenarbeit nicht in erster Linie die Technikbeschaffung zählt, sondern die Bereitstellung und Verfügbarkeit der Personen, die mit dieser umgehen und sie anwenden können. Es fehlt in den konkreten Einsatzszenarien an Expert*innen, die die Technik im Griff haben.

Wie bei allen digitalen Techniken, die neu eingeführt werden, sind diese insbesondere für unsere Zielgruppe der älteren Menschen häufig wenig intuitiv und eine Nutzung muss durch entsprechende Vorarbeit und -Bereitung begleitet werden.

Auf Basis der Erfahrungen und geplanten Veranstaltungen der Teilnehmenden wurde die Liste der Systeme um trember und saysom als Plattformen zum digitalen Netzwerken ergänzt.

Wir werden auch zukünftig Web-Seminare zu einzelnen Themen anbieten: Weitere Veranstaltungen

Letzte Aktualisierung: 23. September 2021

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