„Angst vorm Alter/n – was steckt dahinter?“

Workshop 10 der Herbstakademie 2016: „Angst vorm Alter/n – was steckt dahinter?“

Wer sich in der Seniorenarbeit mit ihren vielfältigen Ausprägungen, Strukturen und Ebenen bewegt, dem begegnet sie immer ‘mal wieder, mehr oder weniger stark: Die Angst vorm Alter/n.

In der Tat sind mit dem Alterungsprozess und dem Alter selbst vielfältige Unsicherheiten verbunden. Niemand, der es nicht schon erlebt und erfahren hat weiß, was individuell auf ihn oder sie zukommt. Marcel Proust formulierte dazu „…unter allen Realitäten [ist] das Alter vielleicht diejenige, von der wir im Leben am längsten eine rein abstrakte Vorstellung bewahren.“ (M. Proust zitiert in S. Beauvoir, 1972). Gleichwohl haben diese abstrakten Vorstellungen auch Vorbehalte und Ängste zur Folge. Damit sind Einflüsse auf das Handeln in der Seniorenarbeit gegeben. Zudem wirken nicht allein individuelle Unsicherheiten, Vorstellungen und Ängste, sondern auch der gegenwärtige Altersdiskurs in der Gesellschaft.

Sich über den Altersdiskurs zu informieren und sich über individuelle wie gesellschaftliche Vorstellungen und Ängste bezüglich des Alterns und des Alters auszutauschen bot der Workshop Raum. Dazu wurde zunächst ein Input gegeben und dann eine moderierte Diskussion mit allen Teilnehmenden geführt. Dabei wurden vor allem Fragen nach dem Alter als soziale Praxis (Doing Age), nach der (vermeintlichen?) Freiheit des Alters, der Heterogenität des Alters, den Widersprüchlichkeiten des Alterns sowie nach Entwertungserfahrung alter Menschen in der Nützlichkeitsgesellschaft thematisiert. Deutlich wurde, dass die Thematik mehr oder weniger offen stets Bestandteil in der Seniorenarbeit und der in ihr Tätigen ist.

In den Auseinandersetzungen mit der komplexen, mit Unsicherheiten, Ängsten aber auch Freuden behafteten Thematik des Alterns spiegeln sich auch unterschiedliche Ansätze in der Deutung des Lebens und seiner Endlichkeit. Damit verknüpft zeigten sich in der Diskussion unterschiedliche Umgangsformen mit der Thematik und damit mit der anspruchsvollen Lebensaufgabe Altern und Alter.

Zusammenfassend kann für den Workshops festgehalten werden: Nicht allein in der Seniorenarbeit Tätige kommen um eine Auseinandersetzung mit dem Altern und Alter herum. Wer diesen Prozess individuell und gesellschaftlich gestalten will bedarf der Auseinandersetzung. Die Thematisierung hilft, denn so kann Unsicherheiten und Ängsten begegnet werden.

Zum Abschluss gab es für die Teilnehmenden eine Karte mit einem Zitat von Franz Kafka als Zuspruch und Erinnerung mit auf den Weg: Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.

Mitwirkende des Workshops:
Hildegard Jaekel, Schriftführerin im Vorstand der Landesseniorenvertretung Nordrhein-Westfalen (LSV NRW)

Barbara Eifert, Institut für Gerontologie, wissenschaftliche Beraterin der Landesseniorenvertretung NRW (LSV NRW)

Zur Autorin:
Barbara Eifert
ist seit 1999 wissenschaftliche Beraterin der Landesseniorenvertretung Nordrhein-Westfalen, ist Mitglied im Netzwerk Seniorenpolitik Nordrhein-Westfalen. Ihre Arbeitsschwerpunkte und Bezüge sind: Partizipation, Altersdiskriminierung, Altersbilder, kommunale Leitbilder Alter, demografische Entwicklung auf kommunaler Ebene. Vortragstätigkeit, Seminarkonzeptionen und –durchführungen, Coachings sowie Fachmoderationen gehören zudem zu Ihrem Profil.

Kontakt:
Institut für Gerontologie / Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V. an der TU Dortmund
Evinger Platz 13
44339 Dortmund
Tel: 0231- 728488 -21
eifert@post.uni-dortmund.de

Letzte Aktualisierung: 8. März 2017

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