Neuer Freiwilligensurvey vorgestellt
31 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Das ist das Ergebnis des neuen Freiwilligensurveys, der heute (Donnerstag) in Berlin vorgestellt wurde. In fast jedem Bereich gehört freiwilliges Engagement maßgeblich zum Alltag: Ob Jung oder Alt, ob in der Freiwilligen Feuerwehr, als Fußballtrainer, als Elternvertreterin in der Schule und Schüler-Nachhilfe oder einfach nur zu Gesprächen bei Seniorinnen und Senioren oder beim Vorlesen im Kindergarten.
„Immer mehr Bürgerinnen und Bürger teilen ihre freie Zeit, um mitzumachen und Verantwortung zu übernehmen. Über 40 Prozent der Menschen ab 14 Jahren engagieren sich freiwillig. Das sind zehn Prozent mehr engagierte Bürgerinnen und Bürger als noch vor 15 Jahren“, sagte der Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Ralf Kleindiek, bei der Vorstellung des Berichts.
„Diese Bereitschaft zu helfen, miteinander zu sprechen, sich zu informieren oder Initiativen ins Leben zu rufen, ist großartig. Dieses Engagement hält unsere Gesellschaft zusammen und ist ein zentraler Pfeiler unserer Demokratie. Es ist auch ein Zeichen für Integration in und Teilhabe an unserer Gesellschaft“, so Kleindiek weiter.
Zentrale Ergebnisse des Freiwilligensurveys 2014 sind:
- Im Jahr 2014 sind 43,6 % der Bevölkerung ab 14 Jahren freiwillig engagiert – das entspricht 30,9 Millionen Menschen. In den letzten fünfzehn Jahren ist die Engagementquote um insgesamt knapp zehn Prozentpunkte angestiegen.
- Etwa ein Drittel aller Engagierten übt die freiwillige Tätigkeit seit mehr als zehn Jahren aus.
- Die meisten Menschen engagieren sich im Bereich Sport, Bewegung: 16,3 %, es folgen die Bereiche Schule, Kindergarten mit 9,1 % und Kultur, Musik mit 9,0 %.
Die Beteiligung unterscheidet sich zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen:
- Frauen engagieren sich mit 41,5 % anteilig etwas seltener als Männer mit 45,7 %.
- In den Altersgruppen der 14- bis 29-Jährigen (46,9 %) und der 30- bis 49-Jährigen (47 %) liegen die Anteile der freiwillig Engagierten am höchsten.
- Personen mit hoher schulischer/beruflicher Ausbildung engagieren sich zu deutlich größeren Anteilen (52,3 %) als Personen mit niedrigem Bildungsniveau (28,3 %).
Informelle Unterstützung im sozialen Nahraum ist eine weitere Form zivilgesellschaftlichen Handelns von hoher Bedeutung, die das freiwillige Engagement ergänzt:
- Zwei Fünftel der Wohnbevölkerung im Alter von mindestens 14 Jahren leisten informelle Unterstützung für Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunde etc.
- Informelle Unterstützung umfasst Hilfeleistungen, Betreuung und Pflege nicht-verwandter Personen außerhalb des eigenen Haushaltes.
Engagierte verwenden heute weniger Zeit auf ihr Engagement als vor fünfzehn Jahren:
- 58,1 % der Engagierten engagieren sich bis zu zwei Stunden pro Woche (1999: 50,2 %, 2009: 55,4 %)
- Der Anteil der Engagierten, die wöchentlich sechs Stunden und mehr auf-wenden, sank zwischen 1999 und 2014 leicht (1999: 22,9 %, 2014: 18,1 %).
Die Anteile Engagierter unterscheiden sich zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, aber auch bei den Menschen mit Migrationshintergrund:
- Unter Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren sind und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, ist der Anteil der Engagierten mit 43,2 % ähnlich hoch wie bei den Menschen ohne Migrationshintergrund (46,8 %).
- Der Anteil der Engagierten unter Menschen mit Migrationshintergrund, die zwar in Deutschland geboren sind, aber keine deutsche Staatsangehörigkeit haben, ist mit 31,1 % geringer.
Engagement findet nach wie vor am häufigsten in Vereinen und Verbänden statt:
- Über die Hälfte der Engagierten ist im Rahmen dieser Organisationen freiwillig tätig, gefolgt von Engagement in individuell organisierten Gruppen, Kirchen und religiösen Vereinigungen sowie kommunalen oder staatlichen Einrichtungen.
- Über ein Viertel aller Engagierten hat eine Leitungs- oder Vorstandsfunktion, wobei auch im Jahr 2014 Männer immer noch deutlich häufiger eine Leitungs- und Vorstandstätigkeit ausüben als Frauen. Anteilig an allen Engagierten nimmt die Leitungs- und Vorstandstätigkeit seit 15 Jahren kontinuierlich ab.
Freiwilliges Engagement ist in Deutschland regional ungleich verteilt:
- In städtischen Regionen liegt der Anteil der freiwillig Engagierten mit 42,7 % deutlich unter dem Anteil in ländlichen Kreisen (45,5 %). In Regionen mit niedriger Arbeitslosigkeit ist der Anteil freiwillig Engagierter höher als in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit.
-
In Westdeutschland beträgt die Engagementquote 2014 insgesamt 44,8 % und in Ostdeutschland 38,5 %. Im Zeitvergleich seit 1999 ist die Engagementquote in den neuen Ländern (inklusive Berlin) um insgesamt 10,6 Prozentpunkte gestiegen, in den alten Ländern um 9,1 Prozentpunkte.
Die Bereitschaft, sich künftig zu engagieren, ist groß. Heute ist mehr als jede zweite nicht-engagierte Person bereit, sich zukünftig zu engagieren.
Der Freiwilligensurvey ist die größte aktuelle Untersuchung zur Zivilgesellschaft und zum freiwilligen Engagement in Deutschland. Er wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gegeben und seit 1999 alle fünf Jahre zur Verfügung gestellt. Seither hat sich die Zahl der befragten Personen ständig erhöht: 2014 wurden 28.690 Personen befragt (2009: 20.005; 2004: 15.000; 1999: 14.922). Die Befragung von 2014 erfolgte in 30-minütigen Telefoninterviews, zu 70,8 % über Festnetznummern und zu 29,2 % über Mobilfunknummern, welche 2014 erstmals einbezogen wurden.
Den Freiwilligensurvey finden Sie online unter:
www.bmfsfj.de/freiwilligensurvey-kurzfassung (Kurzfassung) sowie www.bmfsfj.de/freiwilligensurvey-langfassung (Langfassung).
Weitere Informationen: www.freiwilligensurvey.de
Nachtrag: Inzwischen wurden auch die Berichte / Zwischenergebnisse veröffentlicht:
Vollständiger Bericht: www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/volltextsuche,did=224190.html
Kurzfassung: www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/volltextsuche,did=224188.html
Quelle: Pressemitteilung des BMFSFJ
Letzte Aktualisierung: 25. April 2016