Kosteneffizienz im Tausch gegen Unabhängigkeit?
Auch die Landesseniorenvertretung Nordrhein-Westfalen (LSV NRW) gehört zur Vielzahl derjenigen, die ihre Stimme gegen das Aus für die bisher erfolgreiche und vor allem unabhängige Patientenberatung erheben. „Es kann nicht sein, dass ein seit vielen Jahren gewachsenes, qualitätsvoll und lokal ausgebautes Netz von Beratungsstellen nun den Rat suchenden Patienten weggenommen und gegen zentrale Callcenter ausgetauscht werden soll“, entrüstet sich die LSV-Vorsitzende Gaby Schnell.
In Deutschland können sich Patientinnen und Patienten bisher in 21 unabhängigen Beratungsstellen Rat und Hilfe holen. Diese werden derzeit von einem Verbund aus anerkannten Patientenverbänden der gemeinnützigen „Unabhängige Patientenberatung gGmbH“ (UPD) getragen und von den Gesetzlichen Krankenkassen finanziert. In Nordrhein–Westfalen gibt es Beratungsstellen in Köln, Dortmund und Bielefeld. Dass die Beratungsstelle in Köln zum Jahresende geschlossen wird, scheint bereits sicher.
„Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen will mittels einer Neuausschreibung Ende 2015 den Trägerverbund durch eine Firma ersetzen, die vor allem Callcenter für Krankenkassen betreibt“, sieht die Landesseniorenvertretung so die Unabhängigkeit der künftigen Beratung allein durch die Nähe von künftigem Dienstleister und Krankenkassen gefährdet. „Ganz abgesehen davon, dass Rat- und Hilfesuchende in vielen Fällen mit einer telefonischen Auskunft längst nicht so gedient ist wie in einem persönlichen Gespräch“, unterstützt der LSV-Vorstand deshalb vehement den Einspruch der bisherigen UPD-Träger gegen den Plan der Kassen. Gaby Schnell: „Wir hoffen, dass es durch den Protest vieler gesellschaftlich relevanter Gruppen doch noch gelingt, das bisherige Angebot zu erhalten“. Das werde sich in den kommenden Wochen entscheiden.
„Mit dem Argument der Kosteneffizienz eine transparente, qualitätsvolle und kompetente Beratung mit einem Federstrich wegzuwischen und ein privatwirtschaftliches, gewinnorientiertes Unternehmen zu beauftragen, scheint nicht der richtige Weg zu der von vielen Seiten geforderten Stärkung der Patientinnen und Patienten im Gesundheitswesen zu sein“, ist sie überzeugt.
Letzte Aktualisierung: 11. August 2015