Was verbirgt sich hinter einer (Senioren-)genossenschaft? Steht eine bestimmte Rechtsform dahinter? Was unterscheidet eine Genossenschaft von einem Tauschring? Eine kurze Einführung gibt einen Überblick über das Thema Seniorengenossenschaften.
Nachhaltigkeit in der Seniorenarbeit
In loser Folge werden wir in dieser Serie, die wir 2014 begonnen haben, ab 2015 weitere Projekte rund um das Thema nachhaltigkeitsorientierte Projekte in der Seniorenarbeit vorstellen.
Seniorengenossenschaften: gegenseitige Unterstützung in der inflationsfreien Währung Zeit
Wie kann es gelingen, so lange wie möglich im eigenen Zuhause, in der vertrauten Nachbarschaft zu leben? Neben der familiären und professionellen Unterstützung im Alltag und ggf. bei der Pflege nutzen immer mehr Menschen ihre Potenziale und unterstützen sich gegenseitig. Dieses Geben und Nehmen geschieht vielfältig. Als Forum Seniorenarbeit wollen wir Ihren Blick auf den Austausch von Zeit lenken: Ich investiere eine Stunde meiner Lebenszeit in die Hilfe für jemand anderen und bekomme dann, wenn ich selber Hilfe benötige, diese Stunde zurück.
„Wir fördern Hilfe auf Gegenseitigkeit. Wir nutzen die Strukturen der Selbsthilfeform einer Genossenschaft.“
In Bocholt wurden mit der Gründung des Vereins Leben im Alter e.V. (L-i-A) im Jahr 2005 wesentliche Voraussetzungen geschaffen, um auf die Bedarfslagen älterer Menschen zu reagieren. Der Verein widmet sich der Gestaltung und Unterstützung eines selbständigen und selbstbestimmten Lebens im Alter, nach dem Motto „ambulant vor stationär, d.h. solange wie möglich zuhause alt werden zu können. Adi Lang, Mitglied im Verein L-i-A und zuständig für ehrenamtliche Seniorenarbeit, und Andrea Unland, stellvertretende Vorstandsvorsitzende, beantworten in einem Interview Fragen zur Bocholter Bürgergenossenschaft eG, deren Gründungsversammlung am 6. Dezember 2013 stattfand.
„Uns ist es wichtig, Hilfe zu leisten.“ Der Nachbarschaftsring Öcher Frönnde e.V.
Der Nachbarschaftsring Öcher Frönnde ist ein Netzwerk von Bürgern, die sich gegenseitig helfen. Er ist eine Form der modernen Nachbarschaftshilfe, in der Selbsthilfe und Solidarität im Vordergrund stehen. Der Nachbarschaftsring stellt eine Zwischenstufe zwischen ehrenamtlicher Tätigkeit und dem Dienstleistungsaustausch dar. Wer in aktiven Zeiten Stunden einbringt und anspart, kann diese Hilfestunden in „schlechten Zeiten“, bei Krankheit oder im Alter abrufen. Der Verein Öcher Frönndewurde imSeptember 2004 gegründet. Gabi Klein, Forum Seniorenarbeit NRW, im Gespräch mit Monika Lang, Vorsitzende der Öcher Frönnde.
Literatur zu Bürgergenossenschaften / Tauschringen
Wer sich über seniorengenossenschaften informieren möchte, findet in unserer Literaturliste sicher Anregungen. Diese wurde im Jahr 2013 zusammengestellt. Gerne nehmen wir Ergänzungen und Aktualisierungen von Ihnen auf. Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung.
„Vertrauen ist ein grundlegendes Element für kooperatives Verhalten“
Dr. Ursula Köstler und Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt vom Lehrstuhl für Sozialpolitik und Methoden der qualitativen Sozialforschung sowie vom Seminar für Genossenschaftswesen der Universität zu Köln forschen u.a. über die im sogenannten Dritten Sektor angesiedelten Gebilde der kooperativen Selbsthilfe. Zu Seniorengenossenschaften führten sie quantitative und qualitative Forschungen durch. In zahlreichen Interviews konnten sie interessante Einblicke in die in SG praktizierte Hilfe zur Selbsthilfe gewinnen und konnten zeigen, was Menschen bewegt, zusammen mit anderen etwas entstehen zu lassen. Gabi Klein vom Forum Seniorenarbeit NRW sprach mit ihr im Mai 2013.
„Manchmal ist die Hilfe wichtiger als die Stunden für die Gemeinschaft“ – Gemeinschaftszentrum Zeitbank e.V. in Eggesin, Vorpommern
Die Zeitbank e.V. wurde 2009 gegründet und als Leuchtturmprojekt des Freiwilligendienst aller Generationen von 2009 – 2011 gefördert. Sie agiert unter diesem Leitsatz: „Wir wollen mit unserer Zeitbank für die Gesellschaft reines Ehrenamt in den Bereich der gegenseitigen Hilfe verlagern, gegenseitige Achtung, Akzeptanz und Toleranz fördern, eine Rückbesinnung auf die Werte des Menschen unabhängig von seiner Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt erreichen, nachbarschaftliches Leben in unseren Städten und Gemeinden sozialer und attraktiver gestalten, einen Markt sozialen Wirtschaftens neben und ergänzend zum Arbeitsmarkt etablieren, unsere Gesellschaft sozialer gestalten und erreichen, dass die Wirtschaft wieder dem Menschen dient – nicht der Mensch der Wirtschaft.“ Holger Engelmann von Gemeinschaftszentrum Zeitbank e.V. stellt das Projekt vor.
Es benötigt ein Dorf, um im Alter zu Hause zu leben – Zeitbank Westerstede e.V.
„In einem afrikanischen Sprichwort heißt es: ‚Es benötigt ein Dorf, um einen Kind großzuziehen’. Unsere Ergänzung: Es benötigt ein Dorf, um im Alter zu Hause zu leben.“ beschreibt Martina Steguweit-Behrenbeck ihre Vision, wie die Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft durch solidarisches Engagement gelöst werden können. Eine Maßnahme zur Zielerreichung ist die Zeitbank Westerstede e.V., die im Jahr 2013 gegründet wird.