Am 17. August fand das dreiteilige interaktive Web-Seminar: „Kreative Bürgerforschung und -beteiligung mit der App #stadtsache“ im digitalen Raum über die Plattform Edudip statt. Das Web-Seminar richtete sich an haupt- sowie ehrenamtlich Interessierte aus dem Arbeitsfeld der Seniorenarbeit. Veranstaltungsziel war es, aufzuzeigen, wie mithilfe einer App niedrigschwellig Zugänge zur Digitalisierung geschaffen werden können und wie ältere Menschen durch den Einsatz digitaler Technik in Stadtentwicklungs- und Bügerforschungsprojekte eingebunden werden können. Moderiert wurde die Veranstaltung von Paula Manthey und Christine Freymuth.
Die Veranstaltung wurde von Anke Leitzgen und Vera Herberholt von tinkerbrain, Institut für Bildungsinitiativen GmbH in Lohmar mit Informationen über die App #stadtsache und mit der Erläuterung eines Beispielprojekts gefüllt. Tinkerbrain, Institut für Bildungsinitiativen GmbH hat die App #stadtsache entwickelt, um die Stadt crossmedial – analog und digital – entdeckbar und dokumentierbar zu machen. Frau Leitzgen ist die Entwicklerin der App #stadtsache und Geschäftsführerin von tinkerbrain.
Die Veranstaltung begann mit einer kurzen Einführung in das Thema und praktischen Hinweisen zur Durchführung des Online-Seminars mit der Video-Software Edudip durch die Moderatorinnen. Nach einer Vorstellungsrunde durch die Impulsgeberinnen und die Moderatorinnen hatten auch die 15 Teilnehmenden die Möglichkeit, sich im Chat vorzustellen. Dazu wurde eine Methode angewendet, in der sich die Teilnehmenden kurz mit drei Schlagworten im Chat vorstellen konnten. Die Teilnehmenden kamen sowohl aus NRW als auch aus anderen Teilen Deutschlands und waren unter anderem in der Quartiersentwicklung und verschiedenen Bereichen in der Seniorenarbeit tätig, aber auch in Bereichen wie der Pflegeberatung oder der kulturellen Bildung.
In zwei Umfragen wurden noch einmal die Aspekte erörtert, welche die Teilnehmenden an dem Web-Seminar besonders interessierten. Es wurde auch eine Frage nach der Vorerfahrungen in quartiersbezogener Bürgerforschung gestellt. Hierbei zeigte sich, dass 50 % der Teilnehmenden digitale Angebot in Kontext der Stadtforschung schon einige Male ausprobiert hatten und weitere 50 % bisher selbst keine praktischen Erfahrungen gemacht hatten.
Im Anschluss an den Einstieg begann der erste Teil der Veranstaltung, der optional als Vorbereitungsphase zur Einrichtung der App empfohlen wurde. Frau Leitzgen und Frau Herberholt halfen in diesem 45-minütigen Teil bei der Vorbereitung und Einrichtung der App auf den Mobiltelefonen oder Tablets der Teilnehmenden, die für den zweiten Teil der Veranstaltung benötigt wurden.
Nach einer kurzen Pause ging es im Hauptteil und somit zweitem Teil der Veranstaltung weiter mit der eigentlichen Vorstellung der App und der Erläuterung der Einsatzmöglichkeiten.
„Wir haben (…) uns sehr stark von vorne hinein Gedanken gemacht, für welche Zielgruppe wir die App einrichten und uns zunächst auf Kinder und Jugendliche konzentriert. Kaum war die App vor drei Jahren draußen, war die zweite oder dritte E-Mail, die uns erreichte, von einem ehrenamtlichen Seniorendienst, der sagte, dass er diese App gerne in der Seniorenarbeit einsetzen wolle.“
Um einen Praxisbezug zu bekommen, wurde das Beispielprojekt „Viertelperspektiven“ aus der intergenerativen Quartiersarbeit vorgestellt. In dem Projekt hatten Studierende der Hochschule Niederrhein in Verbindung mit dem Kompetenzzentrum Social Urban Design, der Stadt Bau Kultur NRW und der Robert Bosch Stiftung Quartiers-Begehungen mit Kindern und Senior*innen organisiert. Es handelte sich um insgesamt 5 Spaziergänge mit Kindern beziehungsweise Jugendlichen und Senioren in der Altersspanne von 8 bis hundert Jahren. Das Ziel des Projekts war, die unterschiedlichen Blickwinkel der verschiedenen Generationen kennenzulernen und von der anderen Generation etwas dazuzulernen. Gemeinsam wurde die Krefelder Innenstadt erkundet und stadträumliche „Fundsachen“ mit der App auf kreative Weise festgehalten. Dies geschah in Form von Fotos, Tonaufnahmen, Texten und Videos. Am Ende an die Begehungen wurde eine Ausstellung konzipiert, welche die Ergebnisse der Begehungen zusammenfasste und welche für die Öffentlichkeit zugänglich war.
In diesem intergenerativen Projekt zeigte sich, dass sich die älteren Menschen dadurch gehört und zur Beteiligung aktiviert fühlten, da Ihre Erfahrungen und Eindrücke an eine andere Generation weitergegeben wurden und als relevant für künftige gesellschaftliche Entwicklungen angesehen wurden. Die Seniorinnen und Senioren bekamen die Möglichkeit, ihr Quartier und die Gesellschaft über ihre eigene Lebenszeit hinaus mitzugestalten, was mit großem Engagement angenommen wurde.
In unserem Web-Seminar wurde im Anschluss an die Vorstellung des Beispielprojekts der interaktive Teil durchgeführt. Zum Ausprobieren und Erleben der App wurde ein interaktiver digitaler „Rundgang“ veranstaltet. Zuvor wurden die drei wesentlichen Funktionen der App vorgestellt: Foto-, Video- und Audioaufnahmen und das Erstellen von Texten. Es wurde angemerkt, dass ältere Menschen jedoch meistens auf Video oder Audioaufnahmen verzichten würden und sich eher dem Erstellen von Fotografien und Texten widmen würden. Anhand der genannten Funktionen können „Fundsachen“ im Stadtteil festgehalten werden und an der entsprechenden Stelle auf einer Karte verortet werden. So kann die Fundsache immer wieder gefunden werden und von anderen Nutzern kommentiert werden.
„Typischen Themen gerade in der Seniorenarbeit sind es, gefährliche Stellen auszumachen: Wie zu kurze Ampelphasen oder – als ein Beispiel – eine zu steile Treppe eines neuen Supermarkts im Ort, die so steil war, dass sie von älteren Senioren tatsächlich nicht mehr genutzt werden konnte“
Andere Orte, die häufig von Seniorinnen identifiziert werden, sind: unangenehme Räume wie Unterführungen, Sitzgelegenheiten, fehlende Zebrastreifen auf dem Weg zum Park oder gute und schlechte Wege für Rollatoren.
Die Teilnehmenden des Online-Seminars wurden für eine geschlossene Gruppe freigeschaltet und sollten über ihre Smartphones oder Tablets Sammlungen mit Eindrücken aus Ihrer Umgebung anlegen. Frau Herberholt leitete Schritt für Schritt durch die App und erklärte ausführlich die einzelnen Funktionen und Möglichkeiten zu der Erstellung von Fotos oder anderen medialen Eindrücken. Da wir uns in Zeiten von Corona befinden, wurde nicht der Stadtraum untersucht, sondern das eigene Büro oder das Homeoffice. Schnell füllten sich die Sammlungen zu den einzelnen Aufgaben mit Inhalten der Teilnehmenden, die jeder Teilnehmende auch direkt in Echtzeit auf deren Smartphone oder Tablets angezeigt bekam.
Hier einige Eindrücke der Aufgaben und der entstandenen Sammlungen:
- Fotografiere etwas rotes, Blaues, grünes:
- Euer Ausblick aus dem Bürofenster:
Im nächsten Schritt wurde dann von Frau Herberholt erläutert, wie Texte oder Emojis zu den Fotos hinzugefügt werden können, und es wurde erklärt, wie die Fundsachen auf einer digitalen Stadtkarte verortet und von anderen Gruppenmitgliedern gefunden werden können.
Im letzten Teil der Veranstaltung gab es für alle Interessierten zusätzliche Informationen für die Einrichtung eines Admin-Zugangs. Mithilfe eines Admin-Zugangs besteht die Möglichkeit, im Rahmen eines Projekts die Administratorrechte für eine eigene Gruppe zu erwerben. So können Sammlungen und Aufgaben für ein eigenes geschlossenes Projekt erstellt werden und die Zugänge zu der Gruppe sowie die Medien in der Sammlung von dem Administrator organisiert werden. Hierzu gab es für die Teilnehmenden des Web-Seminars Informationen zu den Kosten und zu organisatorischen Aspekten. In dem Zusammenhang wurde auch kurz auf Bild- und datenschutzrechtliche Aspekte eingegangen.
Wir sind überzeugt, dass sich die App sehr gut innerhalb der Seniorenarbeit nutzen lässt. Sowohl in Projekten innerhalb der Quartiersarbeit, als auch innerhalb der Digitalisierung zur Förderung der Medienkompetenz älterer Menschen.
Weitere Informationen zu der App #stadtsache
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Letzte Aktualisierung: 22. September 2020