Rückblick Symposium „Lebensqualität im Quartier“ 2016

am 1. Juni 2016, Bielefeld, Hechelei

ZIG – Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL e. V.

Frau M. ist 82 Jahre alt und alleinstehend. Sie ist in ihrer Wohnung gestürzt und benötigt fortan die Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes. Über das Pflegebüro am Quartiersstützpunkt erhält sie umgehend die erforderliche Unterstützung. Dort erfährt sie, dass es im Quartierscafé auch einen Mittagstisch gibt und sie dort Personen aus ihrer Umgebung kennenlernen kann. So können Betreuungsprozesse im Quartier gelingen,  begleitet durch professionelle oder ehrenamtliche „Kümmerer“. Aber welche Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden und wie gelingt die nachhaltige Organisation der Quartiersarbeit?

Diese Frage verfolgte das Symposium „Lebensqualität im Quartier“, das vom Bielefelder Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG) am 1. Juni veranstaltet wurde.

Dem Symposium vorausgegangen war im Frühjahr 2016 eine sechsteilige Workshopreihe zum Thema „Gesundheit im Quartier“. Die Ergebnisse wurden beim Symposium vorgestellt. Die Workshopreihe führte durch ganz Nordrhein-Westfalen, denn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten die Orte, an denen in NRW gute Quartiersarbeit bereits gelebte Praxis ist. Erlebt und diskutiert wurden: Digitale Dienstleistungen für das Quartier in Gelsenkirchen, Prävention gestalten in Werdohl, Netzwerkbildung, Teilhabe und Inklusion in Hückelhoven, Gesundes Altern im Quartier in Ahlen, Prävention für Kümmerer in der Quartiersarbeit in Bielefeld und die Sicht der Kassen in Köln.

Im Ergebnis zeigt sich: In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2015 rund 420.000 pflegebedürftige

Menschen zu Hause gepflegt, etwa zwei Drittel davon durch Angehörige. Der politische Grundsatz „ambulant vor stationär“ ist ein besonderer Anlass, die Gestaltung von Quartiersarbeit genauer zu betrachten und nachhaltige Strukturen zwischen Kommunen, Leistungsträgern und Bürgerinnen und Bürgern zu entwickeln. Das Quartier ist der zentrale Bezugspunkt für Bürgerinnen und Bürger – insbesondere jene mit eingeschränkter Mobilität: Ältere Menschen, Familien und Alleinerziehende, Menschen mit Behinderungen, aber auch für Flüchtlinge und Migranten. Die Zentralität ist der entscheidende Faktor für die Kommunen, den Zugang zu ihren Bürgerinnen und Bürgern zu erhalten. Deshalb müssen die Versorgungsstrukturen auf möglichst unbürokratische Weise über eine zentrale Koordinationsstelle gesichert sein. Diesem Aspekt trägt auch die Pflegereform Rechnung, die ab dem kommenden Jahr eine stärkere Einbindung der Kommunen in die pflegerische Beratung vorsieht. Kommunen und Pflegekassen sind gefordert, ihre Angebote stärker zu bündeln und nachhaltige Finanzierungsstrukturen für das Pflegemanagement vorzuhalten. Eine integrative Lösung mit dem Quartiersmanagement liegt auf der Hand.

Quartiersmanagement lebt vom Austausch. Die Tätigkeits- und Aufgabenfelder der Quartiersmanagerinnen und –manager sind so unterschiedlich wie die Quartiere selbst, zwischen Organisation, Vernetzung, Beratung und persönlicher Begleitung sind die Fäden weit gespannt. Das Arbeitsfeld entwickelt sich dynamisch, nicht zuletzt durch technische Entwicklung und Digitalisierung, die neue Zugänge für Teilhabe und neue Dienstleistungen schaffen können. Deshalb ist es wichtig, Möglichkeiten für den fachlichen und persönlichen Austausch der Akteure zu schaffen.

(Fotos: ZiG)

Beim Symposium betonte Arndt Winterer, Direktor des Landeszentrums Gesundheit NRW, die Bedeutung des Themas aus Landessicht. „Gesundheit und Lebensqualität sind wichtige Standortfaktoren. Das Land NRW unterstützt die systematische Vernetzung in der Quartiersentwicklung und begrüßt den Austausch und das Voneinander Lernen der örtlichen Akteure. Für die Kommunen bietet die gesundheitsfördernde Quartiersgestaltung wichtige Zukunftschancen in einer alternden Gesellschaft.“

Als Gastredner stellte Prof. Dr. Eberhard Göpel von der Gesundheitsakademie und dem Forum für sozialökologische Gesundheitspolitik und Lebenskultur e. V. in Bielefeld den gesellschaftlichen Aspekt von Salutogenese in Verbindung mit Prävention und der gesellschaftlichen Verpflichtung für die Schaffung gesunder Lebenswelten dar.

Das ZIG hat das Symposium in Form eines World-Cafés umgesetzt. Das förderte den Austausch und die Kommunikation. Die QuartiersmanagerInnen diskutierten an sechs Thementischen lebhaft mit Vertretern von Kommunen, Krankenkassen, Pflegediensten und anderen interessierten Fachleuten über neue Wege für die Versorgung im Quartier. „Das Diskutieren auf Augenhöhe setzt die Basis für Kooperationen. Durch eine gute Netzwerkarbeit – trägerübergreifend und multiprofessionell gestaltet – können wichtige Impulse für das Quartier aufgegriffen werden. Dadurch wird eben auch die Lebensqualität und Versorgungssicherheit der Menschen in den Quartieren sichergestellt“, kommentierte Sonja Heckmann, Quartiersmanagerin der AWO in Bielefeld. Das World-Café wurde von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern als impulsreich und positiv bewertet, an vielen Tischen reichte die Diskussionszeit häufig nicht aus.

Im Projekt „Verbundstrukturen für den LEITMARTK.GESUNDHEIT.NRW“ fördern und unterstützen das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen, das Landeszentrum Gesundheit NRW und der Gesundheitscampus NRW die Entwicklung einer Innovationsplattform zum Thema „Gesundheit im Quartier“. Das ZIG – Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe e. V. ist das regionale Netzwerk der Unternehmen, Verbände und Hochschulen zur Förderung der Gesundheitswirtschaft in der Gesundheitsregion Ostwestfalen-Lippe. Als Entwicklungswerkstatt für seine Mitgliedsunternehmen bietet das ZIG die Plattform für Produkte, Dienstleistungen und neue Ideen im Gesundheitswesen. 

Kontakt: Marcel Frischkorn

ZIG – Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL e. V.
Jahnplatz 5
33602 Bielefeld
Tel.: 0521. 329860-15
E-Mail: frischkorn@zig-owl.de
Web: www.zig-owl.de

Letzte Aktualisierung: 8. März 2017

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